AKTIVITÄTEN 2016

Januar 2016

Yenayer 2966                                    Am 12. Januar feierte das Axxam N Tmusni zum zweiten Mal das Berberneujahrsfest.

(Wer etwas über die Hintergründe zu Yennayer nachlesen möchte, findet einige Erklärungen unter Aktivitäten 2015  Yennayer 2965).  

Dieses Mal wurde ausdrücklich die Einladung an die Kinder mit ihren Eltern ausgesprochen. Ganz bewusst wurden nur Paare eingeladen. Ein Novum, denn im Allgemeinen kommen meistens die Männer des Dorfes und diese lassen ihre Ehefrauen gerne zu hause.

Es war gelungen, einen Großteil der Frauen zu motivieren und

festlich, traditionell gekleidet  zu erscheinen.                                            Die Garage, die der Bruder von Manis zur Verfügung gestellt hatte, da das Axxam N  Tmusni  nicht genügend Platz geboten hätte,

war gut gefüllt.

So ganz war die Geschlechtertrennung nicht zu vermeiden.

Frauen und Kinder nahmen vorne vor der Bühne Platz und die Männer verzogen sich auf die hinteren Stuhlreihen.

Ein reichhaltiges Programm erwartete die Gäste: Die Bedeutung von Yennayer, Quizspiele mit den Kindern, Livemusik mit Tanz und natürlich das traditionelle  Couscousessen.

Zum Essen wurde die Bestuhlung beiseite gestellt und Teppiche ausgerollt. Die Gäste ließen sich auf dem Boden nieder, gruppiert um große Tonschalen, gefüllt mit Couscous, Gemüse, Hähnchenschenkel und gekochten Eiern. Dass es vorzüglich schmeckte konnte man unschwer erkennen.

An dieser Stelle einige zusätzliche Bemerkungen aus der Sicht einer Beobachterin. Man wusste vorher nicht wie viele Gäste überhaupt zu bewirten wären, kommen 50,70 oder 100 Gäste?  Das sind Umstände, die eine deutsche Hausfrau erschaudern lassen, wenn sie das selbst im häuslichen Bereich vorbereiten soll. Deshalb ein Riesenkompliment an die Frauen (Tochter und Schwiegertöchter) der Fam. Amrioui , die das mit Bravour bewältigten. Nicht zu vergessen, dass das Essen für alle gespendet wurde.

Im weiteren Programmverlauf  bedankte sich Manis bei dre iFrauen des Dorfes. Sie hatten eine Wand im Axxam N Tmusni  verschönt und mit klassischen kabylischen Malereien verziert.

Zum Ende der Veranstaltung nahmen sogar zwei ältere Damen das Mikrofon in die Hand und sangen alte kabylische Volkslieder.

Das Wissen, den Menschen des Dorfes einen schönen Abend beschert zu haben, ist ein schönes Gefühl , welches noch darin bestärkt wird, dass es gelungen ist, ein Stück „alten Zopf abzuschneiden und der Einbeziehung der Frauen bei öffentlichen Anlässen vielleicht etwas die Tür geöffnet zu haben. 


 AKTIVITÄTEN 2015

JULI 2015

Unbeschwerte Ferientage

Pemiere, zum ersten Mal in ihrem Leben hatten 12 Kinder im Alter von 3-14 Jahren die Gelegenheit Urlaub im Ausland zu verbringen. Ziel war das ca. 800 km entfernte Hammamet in Tunesien. Nur mal so ins Nachbarland reisen sollte ja keine große Sache sein, aber schon die Vorbereitungen waren aufwändig und stellte die Organisatoren vor so manche Probleme. Alle Kinder und Begleiter benötigten Reisepässe , 

Elternvollmachten mußten her, Ausreisegebühr musste vorher entrichtet werden. Behördengänge in der Kabylei sind tükisch, man braucht Ausdauer, gute Nerven und unendlich viel Zeit um letztendlich sein Papierchen in den Händen zu halten. Nun, am Ende war auch das geschafft. Das Transportproblem löste sich, indem Freiwillige ihre Privatautos zur Verfügung stellten. Dafür herzlichen Dank an dieser Stelle, so eine Geste ist durchaus nicht selbstverständlich. Nun konnte am 19. 07. 2015 die Fahrt beginnen und nach anstrengender fünfzehnstündiger Fahrt und langatmiger Prozedur an der algerisch-tunesischen Grenze, erwartete die Gruppe dann die Entschädigung in Hammamet, - ein wunderschöner Strand und ein beherzter Sprung ins erfrischende Meer, zauberte ein breites Lächeln in alle Gesichter. Die Kinder waren in einem Appartement nahe des Strandes untergebracht.

Zwei der begleitenden Mütter übernahmen das Kochen und sorgten für das leibliche Wohl der Gruppe. Strand , Meer und Schwimmen lernen waren Bestandteil eines reichhaltigen Programmes. Sie erlebten außerdem Sidi Bou Said und Karthago. Machten eine Tagestour nach Tunis und waren dort u.a. auf dem großen Basar. In Hammamet wurde das Naturkundemuseum besucht. Riesenspaß brachte den Kindern eine Tour mit einem Piratenschiff, daß vor der Küste Hammamets kreuzte und mit einem reichhaltigen Animationsprogramm aufwartete. Die Mädchen der Gruppe präsentierten sich in ihrer kabylischen Tracht und ernteten viel Aufmerksamkeit. Abends setzten sich Manis und der Kabylischlehrer, der die Gruppe betreute, mit den Kindern zusammen, um über das Erlebte zu reden. Die Kinder sprachen über ihre Eindrücke, über Unterschiede zu ihrem Land und überlegten was man an positiven Eindrücken mit nach Hause nehmen und dort übernehmen könnte.

Fazid der Reise : Durch diese Reise wurde den Kindern eine unbeschwerte Ferienzeit geboten, die sie noch nie erlebt hatten. Sie waren beeindruckt über die Sauberkeit am Strand und auf den Straßen, über Blumen und Pflanzen überall. Sie haben gesehen, das es gut ist, wenn Dinge aus alter Zeit aufbewahrt und der Nachwelt erhalten bleiben. Sie haben etwas über rücksichtsvolles Zusammenleben in einer Gruppe gelernt.                                                            

Viel zu schnell ging die Woche vorrüber . Auf der Heimfahrt wurde in der Nähe der algerischen Stadt Constantin das Grab Massinissas besucht. Massinissa – Berberkönig von Numidien ( heutiges Gebiet Algeriens und Tunesiens) lebte 238 -148 v.Chr. Dies alles war u. a. möglich durch Spenden von Freunden und Bekannten aus Deutschland, Schweiz und Frankreich. Danke.

APRIL 2015

 Berberfrühling 

 Die Kabylen gedenken jedes Jahr am 20. April dem sogenannten Berberfrühling. Leider verbirgt sich hinter diesem schönen Wort Berberfrühling, ein seit langem währender friedlicher Kampf der Kabylen für Demokratie, das Recht auf Ihre eigene Sprache und Kultur. Wer interessiert ist, kann über nachstehendem Link mehr erfahren.

Axxam n Tmusni hat in diesem Jahr zum ersten Mal diese Gedenkfeier unter reger Beteiligung der Kinder des Dorfes zelebriert. Den Initiatoren war es wichtig, besonders über die Hintergründe dieser Veranstaltung zu informieren. Nicht nur die Kinder sondern auch Erwachsene, vor allem die Mütter, haben es zum Anlass genommen an dieser Veranstaltung teilzunehmen um bei dieser Gelegenheit das Axxam n Tmusni kennenzulernen.

Allen Beteiligten erwartete ein reichhaltiges Programm :

Marsch der Kinden mit Eltern durch das Dorf.

Willkommensrede im Axxam n Tmusni.

Vortrag über die Bedeutung des Berberfrühlings und des Schwarzen Frühlings.

Lieder und Gedichtsvortrag der Kinder sowie einiger Mütter.

Anschließend Tanz und Unterhaltung zu Liedern von Lounes Matoub.


Aussenarbeiten am Haus

 

Täglich laufen am Axxam n Tmusni alle möglichen Tiere auf der Dorfstrasse vorbei. Ob Kühe, Schafe, Ziegen, Esel, Hunde oder Katzen sie alle statten dabei auch dem Gelände des Axxam n Tmusni öfters einen Besuch ab und lassen sich gerne dort nieder. Um diese Besuche einzuschränken hat Manis das Gelände eingezäunt und eine neue Eingangstür installiert.

 


JANUAR 2015

gemeinsames Couscousessen
gemeinsames Couscousessen

 

Yennayer 2965 

Die Kinder des Axxam n Tmusni haben die alte Tradition der Berber wieder aufgenommen und Yennayer gefeiert.

Vorab eine kurze Erklärung für alle nichtkabylischen Leser, was bedeutet Yennayer ?

Yennayer ist das Neujahrsfest der Berber. Sie sind uns in der Zeitrechnung um 950 Jahre voraus.

Das berberische Neujahr wird jeweils am 12. Januar eines Jahres begangen.Yennayer ist der 1. Tag des Jahres des Landwirtschaftskalenders, den die Berber Nordafrikas seit Urzeiten verwendeten und gleichzeitig der 1. Januar des Julianischen Kalenders. Dieses Datum entspricht dem 12.1. nach unserem heutigen gregorianischen Kalender. Als wesentlicher Unterschied zum christlich und muslimischen neuen Jahr, das sich auf religiöse Hintergründe bezieht, ist das Berber-Neujahrsfest zum einen auf politisch –historische Hintergründe zurückzuführen, aber man nennt auch mythologische Vorstellungen, die hier Einfluss genommen haben. Das Jahr Null der Berberzeitrechnung wurde auf den Zeitpunkt um 950 vor Christus gelegt, als der numidische König Scheschonq I der Begründer der     

22. ägyptischen Dynastie den Thron bestieg, Pharao von Ägypten wurde und damit eine lange Berberherrschaft begann.

Wenn man die 2015 Jahre unserer Zeitrechnung dazu addiert, kommt man auf das Berberneujahr 2965.

Bei der Recherche über die Bedeutung von Yennayer stößt man aber auch auf verschiedene Mythen, die über die Jahre weitererzählt wurden.

Eine davon handelt von einer alten Frau, die keine Demut mehr vor der Kraft des Winters hatte, dafür wollte die Natur sie bestrafen.

In der Art das der Januar sich einen Tag vom Februar lieh, damit diese kalte Monat Januar noch einen Tag länger dauerte. Dadurch erfror ein Rind der Alten. Der Winter hatte ihr eine schlimme Lektion erteilt. So feiern und ehren jedes Jahr die Berber diesen Tag, damit sich diese Geschichte nicht wiederholen kann. Es wird Couscous mit Fleisch aufgetischt. Diesen Abend soll man richtig genießen und jedes Familienmitglied soll daran teilnehmen.

Aber zurück in die Gegenwart.

Einige Kinder des Dorfes wurden durch diese Veranstaltung vom Axxam n Tmusni, mit dieser Tradition wieder vertraut gemacht und haben gemeinsam einige vergnügliche Stunden verbracht, was in ihrem Alltagsleben viel zu selten geschieht.

Man hat diesen Abend wie damals gestaltet. Es gab Couscous mit Hühnchen.