Die Kabylei

Neuer Beitrag: Kabylischer Schmuck !

Vorwort:

Immer wieder höre ich, wenn ich über meine zweite Heimat die Kabylei rede,

die Frage: „ Kabylei, wo und was ist das“ ?                                       

Deshalb möchte ich aus Sicht einer Deutschen, die seit fast 40 Jahren regelmaßig die Kabylei besucht, bedingt durch die familiären Bande, kleine Einblicke auf kabylische Besonderheiten gewähren.

 

Monika Amrioui

 

Die Kabylei, wo befindet sie sich?

 

Eigentlich vor den Toren Europas!                                                    

Wenn man sich in Frankfurt /Main ins Flugzeug setzt, ist man in 2h 40 min in Algier (Hauptstadt Algeriens).                                               

Dann noch ca. 80 km mit dem Auto in östlicher Richtung fahren und man betritt das heutige Gebiet der Kabylei.

 

Die Landschaft

Die Kabylei ist geprägt durch Täler, Berge und Wälder, ca. 400 km Mittelmeerküste, man glaubt kaum, dass man sich nahe der grössten Trockenwüste der Welt, der Sahara befindet. Eine Traumgegend für Naturtouristen.                                                    

Wandern, Klettern, Mountenbike, Paragleiting, usw. ein Paradies für Freizeitsportler für Wasser und Land und Menschen, die ein Auge für außergewöhnliche Naturschönheiten haben. Aber leider werden diese Resourcen nicht genutzt! Die Kabylei besteht aus der "Großen Kabylei" im westlichen Teil( hier befindet sich auch das Haus des Wissens ). Sie ist eine der dichtbesiedelsten Regionen des Landes. Hauptort ist die Stadt Tizi -Ouzou.    

Die "Kleine Kabylei", dessen Hauptort Bejaia ist, erstreckt sich südöstlich und besitzt die " Corniche Kabyle" eine malerische  Küstenstrasse die kleine Badeorte mit Sandstrandbuchten und Fischereihäfen berührt. 

 

Die Kabylischen Dörfer

Eine Besonderheit der Kabylei sind die kompakten Dörfer der Gebirgsbauern. Sie liegen meist auf Bergspornen und -kämmen .

Wie Perlen auf einer Kette aufgereiht sind die Dörfer entlang der Kammstrassen angeordnet.

Im Hintergrund die Dörfer auf den Bergkämmem
Im Hintergrund die Dörfer auf den Bergkämmem

 

Traditionelle Kleidung der Frauen  

 

Aus diesen Stoffen mit den wunderbaren Farben lassen sich die kabylischen Frauen ihre traditionellen Kleider nähen. Diese Kleider werden dann mit bunter Zackenlitze aufwändig versehen und meist an festlichenAnlässen getragen.  

 

                                                                                                                                                         

Ein ungewöhnlicher Anblick, ein Zug festlich gekleideter Kabylinnen.
Ein ungewöhnlicher Anblick, ein Zug festlich gekleideter Kabylinnen.
Tonkrüge stehend auf bemalten Sims
Tonkrüge stehend auf bemalten Sims

Traditionelle kabylische Töpferwaren    Die Herstellung von Töpferwaren wurde in früheren Zeiten in ländlichen Gebieten in fast jedem Haushalt von den Frauen der Familie praktiziert.

Man hat bis über ein Meter hohe Krüge gefertigt in denen die getrockneten Feigen aufbewahrt wurden. Diese waren ein wichtiges Nahrungsmittel, um über den Winter zu kommen.

Des Weiteren wurden sehr große Schalen und Schüsseln angefertigt. Darin wurde der Couscous vorbereitet und anschließend serviert. Die ganze Familie saß um diese Schüssel und aß davon.

Aber auch Kerzenständer und Vasen wurden getöpfert und anschließend mit kunstvollen typischen kabylischen Mustern versehen. Man benutzte Naturfarben wie Henna und andere Braun- und Beigetöne, die interessanterweise mit Tierhaaren aufgetragen wurden.

Mit diesen Gegenständen haben die kabylischen Frauen früher ihr karges Heim verschönert. Heute verdrängen leider immer mehr billige Plastikartikel aus China diese wunderschönen Gegenstände.

Zum Glück gibt es in unserer Familie noch eine Frau, die dieses Handwerk beherrscht und auch noch immer praktiziert. Ich bin immer glücklich, wenn ich bei meinen Besuchen die Periode treffe, wenn einmal im Jahr „Töpferzeit“ ist und ich kann dabei über die Schulter sehen. Die Frauen kennen die Stellen in der Umgebung wo sich Ton befindet, dieser wird nach Hause getragen. Dann wird ein Raum freigemacht manchmal tun sich auch mehrere Frauen aus dem Dorf zusammen und legen los.

Sie wenden die einfache Aufbautechnik an. Hierbei werden Tonfladen zusammengesetzt und die Übergänge geglättet.

 

 

 

Couscousherstellung

                                           Couscous oder Seksu wie ihn die Kabylen bezeichnen ist ein typisches Gericht der kabylischen Küche.  Er wird aus befeuchtetem und zu Kügelchen zerriebenem Gries von Weizen (Hartweizengrieß) hergestellt.Er wird zum Garen nicht gekocht, sondern über kochendem Wasser gedämpft. Couscous ist Hauptbestandteil oder  Beilage zahlreicher Gerichte mit verschiedenen Gemüse-Sorten, wie Tomaten, Karotten, Kürbisse, Zuccini, grünen Bohnen, Kichererbsen, und anderen Gemüsearten die hier bei uns unbekannt sind.   
Zu besonderen Anlässen wird Fleisch, wie Geflügel, Rind, Lamm dazu gereicht.    Typische Gewürze für Couscous-Gerichte sind Ras el-Hanout und für die Schärfe Harissa, welches auch zum individuellen Nachwürzen gereicht wird. Kalt wird Couscous gerne mit Buttermilch serviert. Auch die Zubereitung als Salat setzt sich langsam durch. In Teilen Europas, vor allem in Frankreich, ist Couscous durch Einwanderer heute ebenfalls verbreitet. Man findet Couscous in vielen Supermärkten westlicher Länder.

 

 

Herstellung                                                                                                                                                       Zur Herstellung von Couscous auf traditionelle Weise wird der Grieß zuerst, ausgebreitet und mit Salzwasser besprenkelt, so dass sich nicht zu feuchte, tropfengroße Klumpen bilden.Dann werden die Klumpen zwischen den Handflächen leicht zerrieben und dabei in etwa millimetergroße Kügelchen geformt. Zu kleine werden wiederholt ausgesiebt, erneut befeuchtet und gerieben, bis der Grieß verbraucht ist. Zwischenzeitlich wird trockener Grieß dazugegeben, falls die Körner aneinander haften. Schließlich wird der Couscous in der Sonne getrocknet und kann dann längere Zeit gelagert werden. Teilweise wird der Couscous mit Safran gelb gefärbt. Heute wird Couscous zum großen Teil industriell hergestellt, meist als vorgegartes und erneut getrocknetes Instandprodukt, das nur noch in heißem Wasser aufquellen muss. In der Kabylei, vorwiegend in ländlichen Gebieten, wird er jedoch von den Hausfrauen selbst gemacht. Zubereitung                                                                                                                                                               Die Zubereitung geschieht traditionell in einer Couscousière . Im Topf werden das Gemüse und die weiteren Zutaten gekocht, im Aufsatz wird durch den aufsteigenden Dampf der zuvor angefeuchtete Couscous gegart, der auf diese Art weich und körnig bleibt, ohne zu verkleben, wie es bei einer Zubereitung im Wasser geschähe. Während des Dämpfens und Quellens wird er mehrmals vom Feuer genommen und aufgelockert, dann wieder aufgesetzt und zum Schluss mit etwas Olivenöl oder Butter vermengt. Traditionell wird Couscous auf einem großen Teller angerichtet, in die Mitte gibt man die Fleisch-Gemüse-Mischung, und die Familie versammelt sich zum Essen um diesen Teller.

 

 

 

Kabylischer Schmuck 

 

Natürlich ist es eine Sache des individuellen Geschmacks, aber ich finde kabylischen Schmuck hat schon etwas Besonderes.

 

In der Kabylei sind die Silberschmiede zu Hause, deren Kunst soll bis ins Mittelalter zurückreichen. Zentrum der Schmuckherstellung ist Beni -Yenni. Ein Ort mitten im Herzen der Kabylei.   

 

Der Schmuck ist schon sehr eigenwillig und charakteristisch, man erkennt ihn sofort.                                         

 

Silberschmuck, der mit Email hellgrün, blau und gelb verziert ist. Zusätzlich kann er auch mit Korallen in unterschiedlichen Größen bestückt sein. Leider bekommt man immer seltener alte Stücke zu sehen. Außer wenn in den Familien von den älteren Frauen die Schmucktruhen vorgezeigt werden.  Dort findet man martialisch anmutende Schmuckstücke wie Halsketten, Ringe,  Ohrringe , schwere Gürtel,  Anstecknadeln und auch Fußringe. Es ist ganz deutlich erkennbar, dieser  Schmuck ist nicht für den alltäglichen Gebrauch bestimmt, sondern wurde nur zu bestimmten Anlässen getragen. Es war und ist der Reichtum der kabylischen Frauen, die diesen Schmuck meißtens von der Familie des Mannes als Hochzeitsgabe erhalten haben.

 

In unserer Familie ist leider nicht sehr viel von wirklich alten Stücken übrig geblieben .

 

 

 

 

 

Kabylische Hochzeit

Demnächst wird es in unserer Familie eine Doppelhochzeit geben.

Über die Besonderheiten einer kabylischen Hochzeit wird danach an dieser Stelle berichtet.